Mein geliebter Gefährte Fellow starb am 4.Juni 2018, um 8:02 Uhr...es ging unheimlich schnell...und zu einem Zeitpunkt, an dem ich nicht wirklich damit gerechnet habe. Da waren keine Tage davor, an dem vielleicht Vorzeichen erkennen konnte. Sicher, ab dem Zeitpunkt der Diagnose begleitet einen der Geist namens„er kann Dich im Grunde jede Minute verlassen“ immer irgendwie. Und man macht es sich auch immer wieder bewusst..., um ja jede einzelne Minute, jede Sekunde wirklich ganz bewusst mit ihm zu geniessen und auszukosten. Aber zu früh ist es irgendwie immer.
„Bist Du gewappnet, Diana?“, wurde ich an diesem Montag morgen von meiner Freundin gefragt, die ich in meiner Verzweiflung zu mir und Fellow in den Garten geholt hatte. Er atmete bereits tief und schwer, und war nurmehr schwer ansprechbar. Ich bin mir nicht sicher, ob ich ihre Meinung als „unbeteiligte Dritte“, die emotional nicht so mit Fellow verbunden war, hören wollte, oder ob ich hoffte, zu hören, dass mich mein Gefühl, das mir sagte, dass er gehen wird, täuschte und ich einfach nur „hysterisch“ reagieren würde...oder ob ich einfach nur Beistand brauchte.
Ob ich gewappnet war? „Ich werde nicht gefragt.“, war meine erste Antwort.
Woraufhin sie mich nochmal fragte: „Bist Du gewappnet, Diana?“...Ich sagte: „Ja“, in dem Moment. Wer ist schon gewappnet für etwas, vor dem man schon immer große Angst gehabt hat und man nicht sagen kann, was wirklich auf einen zukommt????
Als ich meinen Mann anrief, um ihm Bescheid zu geben und anschließend die Tierärztin, um sie zu bitten, zu kommen, um Fellow ggfs. „helfen“zu können, zitterte ich so, dass ich kaum das Telefon halten konnte. Ich hatte panische Angst davor, den Zeitpunkt eventuell zu übersehen, in dem die Situation kippt und mein Gefährte Schmerzen hat und leiden muss.
Ich sprach mit ihr kurz und sagte ihr aber auch, dass mein Gefühl mir sagt, dass er uns wohl sehr schnell verlassen wird, da er bereits sehr unregelmässig atmete aber sehr, sehr ruhig war. Wir waren uns beide einig, dass Fellow ihre Unterstützung nicht mehr benötigen würde. Ich legte das Telefon weg, saß bereits seit einer Weile neben Fellow und streichelte ihn weiter. Ab diesem Zeitpunkt war ich dann ruhig und klar im Kopf, war mir völlig bewusst, was hier passiert,...dass er uns bald verlassen wird. Ich war in diesen Minuten dann stärker, als ich mir immer vorgestellt habe, sein zu können, wenn es soweit ist...Meine Familie und meine Freunde wissen, dass in der Vergangenheit – auch als er noch gesund war und ihm nichts fehlte - wenn nur erwähnt wurde, dass mit Fellow etwas passiert oder er einmal, irgendwann, stirbt, ich die Tränen nicht zurückhalten konnte.
Fellow ging wenige Minuten später... in unserem Garten, in der Morgensonne., ich sagte noch “Tschüss, Bua“ und gab ihm einen Kuss auf seinen Kopf.... Er ging schnell, ganz ruhig, friedlich, ohne irgendwelche Anzeichen von Kampf oder Stress. Wenn ich nicht Zeugen hätte, würde ich sagen, ich habe mir das alles nur eingeredet, damit ich es mir irgendwie schönreden kann...es war wahrscheinlich sein letztes großes Geschenk an mich, oder sein letzter Liebesbeweis...
Mein Verstand und die Vernunft sagen mir, dass ich dankbar sein kann, dass es so geschehen ist...die andere Seite ist einfach nur eine Katastrophe. Ein Teil von mir ist an diesem Tag mitgegangen.
Worte können nicht beschreiben, was mir dieser Hund bedeutet. Er ist der Ursprung meiner Ausbildung, der Ursprung der Art und Weise, wie ich persönlich die Beziehung von Hund und Mensch sehe. Er war mein Begleiter, in Höhen und Tiefen der vergangenen 10 Jahre. Fellow war ein Begleiter, der, auch bei Menschen, die nicht wirklich was mit Hunden anzufangen wussten, mitten ins Herz ging. Er war...Fellow...“eine unmenschliche Summe an Liebe und Treue“, wie Konrad Lorenz sagte.
Was bleibt, ist der Schmerz und die Hilflosigkeit bezüglich seiner Krankheit, von der ich ihn nicht befreien konnte und die Verzweiflung darüber, dass er gegangen ist und nicht mehr bei uns ist.
Ja, ist schon richtig, der Tod gehört zum Leben, das ist so. Und man muss es akzeptieren, ob man will oder nicht. Wissen tut es jeder, aber Lernen, damit umzugehen, ist für mich, schon immer, eine schwere Lektion im Leben gewesen.
Claudia Pilatus schreibt in ihrem Buch „Es ist doch nur ein Hund“, dass es gut und richtig ist, zu trauern und dem Gefühl nachzugehen. Wenn sich so viel Lebensenergie plötzlich auflöst, kann man nicht einfach sagen, das war's...
Ich kann das auch nicht...mein Tagesablauf der letzten 10 Jahre ist völlig auf den Kopf gestellt. Es fängt um 5 Uhr morgens an, und hört um 8, 9 Uhr abends, zur „Abendrunde“-Zeit, auf. Das Nach-Hause-Kommen ist täglich eine schmerzhafte Tragödie, manchmal brauche ich Minuten, bis ich überhaupt aus dem Auto steigen kann. Diese Stille und Leere im Haus ist momentan noch kaum zu ertragen. Ich gehe spazieren, unsere Wege, die wir immer gemeinsam gegangen sind, und komme mir irgendwie bescheuert vor, weil ich alleine spazieren gehe...manchmal weine ich mir dabei auch nur die Seele aus dem Leib.
Es überwiegt täglich noch der Schmerz und die Trauer, weil Fellow nicht mehr bei uns ist. Und ich schäme mich nicht, um ihn zu weinen.
Aber ich muss auch zum jetzigen Zeitpunkt bereits Claudia Pilatus recht geben, wenn sie in ihrem Buch schreibt, dass es bei der Trauer nicht alleine darum geht, dass das geliebte Wesen von nun an nie mehr wieder da sein wird. Man zieht Bilanz, beschäftigt sich mit der eigenen Situation, rückblickend und was die Zukunft betrifft.
Ich persönlich habe die Zeit (es waren nur 1 1/2 Monate) ab der niederschmetternden Diagnose, dass Fellow an Leberkrebs erkrankt ist, bewusst dazu genutzt, Geschwindigkeit aus unserem Alltag zu nehmen und gewissen Dinge zu klären. Jeder kennt wohl die Situation zwischen 2 Menschen, wo ab einem gewissen Zeitpunkt eine Kluft zwischen den beiden Menschen entstanden ist, man böse aufeinander war, aber nie wirklich darüber gesprochen hat, warum, und sich der Kontakt verloren hat, man aber nie wirklich abschliessen konnte damit...nur ein Beispiel.
Es wird wohl sicherlich noch eine Weile dauern, bis der Schmerz über den Verlust von Fellow eher in den Hintergrund tritt und dafür Erinnerungen voller Freude kommen. Schöne Erinnerungen habe ich selbstverständlich jetzt auch bereits, aber in der nächsten Sekunde tut es wieder furchtbar weh und die Tränen fließen wieder.
Ich hoffe jedoch, dass in angemessener Zeit die freudigen Erinnerungen überwiegen. Mit der Erkenntnis und der Dankbarkeit dafür, dass es auch die Liebe ist, die für immer bleibt. Meine Liebe für ihn und seine Liebe, die er mir entgegengebracht hat, Zeit seines Lebens.
Als Geschenk habe ich ein paar Tage, nachdem Fellow gegangen ist, von einer lieben Nachbarin ein Buch erhalten, das sich „Der Baum der Erinnerung“ (Britta Teckentrupp) nennt. Dieses hat ihr damals sehr über den Verlust ihres ersten Hundes geholfen.
Die Widmung lautet: „Zur Erinnerung an Deinen/Euren wunderbaren Fellow...wir sind ganz bei Euch, schicken Euch viel Kraft".
Es geht darin um einen Fuchs, der nach einem langen und glücklichen Leben müde wurde und sich auf seinen Lieblingsplatz begab und dort einschlief...für immer. Die Tiere des Waldes, die den Fuchs alle gekannt hatten, versammelten sich um die Stelle, an dem der Fuchs gelegen hatte und haben begonnen, sich an den Fuchs zu erinnern und zu erzählen. Und an dem Platz, an dem der Fuchs gelegen hatte, begann ein Baum zu wachsen, der mit jeder Erinnerung immer größer, höher und prächtiger wurde. Eine sehr schöne und für mich sehr berührende Geschichte.
Solltet Ihr meinen Fellow auch gekannt haben, schreibt mir doch auch Eure Erinnerungen an ihn, damit unser „Baum der Erinnerung“ wachsen kann...
Ich trage sein Herz bei mir, ich trage es in meinem Herzen...
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Angelika Eppel (Donnerstag, 14 Juni 2018 19:47)
ich kann mich noch gut erinnern, als ich Fellow das erste Mal sah....ein süßer schwarzer tolpatschiger kleiner Bub, der voller Neugierde den Hundeplatz und die "Welt" erkunden wollte ....hat er ja auch prima hinbekommen, an Deiner Seite....es wurde ein schöner stolzer großer Bub aus ihm, der Dir so viel Freude bereitet hat...Hunde sind einfach die besseren Menschen
Stefan (Freitag, 15 Juni 2018 00:22)
Klasse geschrieben liebe Bubi.
Wir fühlen ganz arg mit Dir und Ihr seid stets Willkommen.
Andrea (Freitag, 15 Juni 2018 20:38)
Es ist zwar schon sehr lange her - da war der süße Fellow quasi noch ein Klein“kind“ - wir saßen beim Gassner im Garten. Du mußtest dann kurz mal wo hin und dein süßer Lauser war not amused, dass sein geliebtes Frauli hinein ging, wo er nicht mit durfte. Ich konnte ihn zwar ein bisserl mit Streicheleinheiten trösten, aber glücklich war er erst wieder, als du wieder raus kamst. Schon damals spürte man das extrem enge Band zwischen euch! Ich leide mit dir, meine Liebe, aber die Erinnerung an einen wundervollen Hund, dem du so viel beigebracht hast und der auch ein tolles Leben bei und mit dir hatte, die kann dir keiner nehmen. Er wird auf ewig einen Platz in deinem Herzen haben. Alles Liebe und viel Kraft wünsche ich dir! ���
Resa (Sonntag, 17 Juni 2018 12:44)
Also mir kamen voller Wucht die Tränen bei deinen rührenden Worten und den Gedanken daran einen geliebten Partner gehen zu lassen!
Ich habe dich und Fellow immer sehr bewundert als Team und wie ihr miteinander harmoniert. Fellow war für mich der ausschlaggebende Hund warum ich nun genau weiß, dass ich auch mal einen Labrador in meinem Leben haben will! Er war einfach spitze und ein sehr liebenswerter Gefährte!!!
Ich wünsche euch noch viel Kraft in eurer Trauer und dennoch einen schönen Rückblick auf eine tolle gemeinsame Zeit!
Martha (Sonntag, 17 Juni 2018 21:17)
Nein, ich kannte Fellow nicht. Aber ich durfte DICH (wieder) kennenlernen und wenn Fellow auch nur ein ganz kleines Bisschen dazu beigetragen hat, dich zu dem Menschen zu machen, der du heute bist, dann hat er seine Sache verdammt gut gemacht. Naja und ER hatte wohl auch verdammt großes Glück bei DIR gelandet zu sein.
Liebe Diana, er wird dich weiterhin begleiten . . .